Bei N-Nitrosaminen handelt es sich um eine Gruppe von Verbindungen, von denen sich die meisten im Tierversuch als genotoxisch und krebserzeugend erwiesen haben. Bekannte N-Nitrosamine, wie z.B. Nitrosodimethylamin (NDMA), sind in fast allen untersuchten Tierspezies wirksam, sodass davon ausgegangen werden kann, dass sie auch beim Menschen möglicherweise toxikologisch wirken. Für solche Stoffe gilt ein strenges Minimierungsgebot, d.h. der Verbraucher sollte damit nicht in Kontakt kommen.
De facto kommen jedoch Nitrosamine in der unmittelbaren Umgebung des Menschen in vielen Bereichen vor, u.a. in bestimmten Lebensmitteln, in kosmetischen Mitteln, in Bedarfsgegenständen aus Kautschuk und im Tabakrauch.
Artikel aus Kautschuk werden zur Erlangung ihrer elastischen Eigenschaften vulkanisiert. Die üblichen Vulkanisationsbeschleuniger spalten sekundäre Amine ab, die unter Beteiligung von Stickoxiden aus der Luft in die schädlichen Nitrosamine umgewandelt werden können. Bestimmte Bedarfsgegenstände aus vulkanisiertem Kautschuk, wie z.B. Luftballons, Quietschtierchen oder Flaschensauger, sind insbesondere für Kinder eine mögliche Aufnahmequelle für Nitrosamine. Sie werden durch das In-den-Mund-nehmen von den Gegenständen "abgelutscht".
Auf demselben Wege gelangen auch die sekundären Amine in den Speichel. Sie können sich im Beisein von Nitrit, welches mit der Nahrung aufgenommen wird (z.B. aus Pökelwaren), endogen, im sauren Milieu des Magens, in Nitrosamine umwandeln.
Bei der Nitrosaminanalytik von den in Rede stehenden Gegenständen mit Mundschleimhautkontakt werden beide Eintragspfade, die Aufnahme präformierter Nitrosamine und die Aufnahme sekundärer Amine, welche endogen im Magen nitrosiert werden, berücksichtigt. Dazu wird beispielsweise Luftballonmaterial mit einer nitrithaltigen Speicheltestlösung in Kontakt gebracht und so der beim Lutschen stattfindende Übergang (Migration) der zu analysierenden Substanzen in den Speichel simuliert.
Ein Teil der Migrationslösung wird zur Bestimmung der präformierten N-Nitrosamine der spezifischen und empfindlichen Methodik mittels GC-TEA (Thermo-Energy-Analyzer) unterzogen. Der zweite Teil der Migrationslösung wird in Analogie zu dem Prozess im Magen auf einen sauren pH-Wert eingestellt, wobei ein Anteil der sekundären Amine infolge der nitrithaltigen Speicheltestlösung nitrosiert wird. Die entstandenen Nitrosamine werden anschließend wie die präformierten mittels GC-TEA analysiert.
Das CVUA-MEL hat sich als Schwerpunktamt in NRW auf diese Analytik spezialisiert und führt sie seit vielen Jahren durch. Während die auffälligen Befunde bei Luftballons in den letzten Jahren rückläufig sind, wurden seit 2017 die Gummibänder von Kinderwagenketten als neues Problemfeld identifiziert. Hier fielen insbesondere die nitrosierbaren Stoffe aufgrund überhöhter Gehalte auf.