Am 29. September wurde dem CVUA-MEL eine schwer kranke, aber noch lebende Breitflügelfledermaus zur Untersuchung auf Tollwut in die Pathologie gebracht. Der Tollwutverdacht war wegen Lähmungserscheinungen, Schluckbeschwerden und „Aggressivität“ ausgesprochen worden. Letzteres Verhalten führte zu einer blutenden Bissverletzung bei der betreuenden Person, auch seine Partnerin und eine weitere Kontaktperson waren gebissen worden.
Die mikroskopische Untersuchung von Hirnmaterial der eingeschläferten Fledermaus, mittels des vorgeschriebenen Direkten Immunfluoreszenztestes (an Fluoreszenzfarbstoff gekoppelte Tollwutantikörper binden direkt an Virus(antigen) im Gehirnmaterial), erbrachte am Nachmittag ein positives Ergebnis.
Die sofortige Benachrichtigung des gebissenen Personenkreises durch uns ermöglichte die unverzüglich erforderlichen medizinischen Maßnahmen, insbesondere aktive und passive Impfung, da die Bissverletzung bei einer Person laut Vorbericht schon ca. eine Woche zurücklag.
Die eigentlich für den Kontakt mit Klassischer Tollwut (Tollwut bei Fuchs, Hund usw.) konzipierte Impfung ist glücklicherweise auch bei Fledermaustollwut wirksam. Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Geschehen innerhalb der Fledermauspopulation und tritt sporadisch in Deutschland auf, wohingegen die Klassische Tollwut seit 2008 als erloschen gilt.
Da in Deutschland bei der Fledermaus zudem zwei verschiedene Tollwutvirustypen vorkommen, ist eine Differenzierung nur mit molekularbiologischen Methoden möglich.
Mit kurzfristig vom Nationalen Referenzlabor für Tollwut zur Verfügung gestellten Real-time PCR- Protokollen ist uns gestern der Nachweis des Europäischen-Fledermaus-Tollwutvirus Typ 1 (EBLV-1) gelungen.
Tollwütige Breitflügelfledermäuse sind zu über 99 % mit diesem Virustyp infiziert.
Zur Historie sei gesagt, dass seit dem ersten Nachweis 1954 in Deutschland ca. 200 Tollwutfälle bei Fledermäusen dokumentiert sind, wovon eine Fledermaus bereits im Jahr 2000 in unserem Amt positiv getestet wurde.
Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)
Foto: Mnolf
Lizenz: CreativeCommons by-sa-2.0-de
Original: hier