Am 16.08.2012 wurde vom CVUA-MEL bei einem drei Monate alten Fohlen aus dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis die anzeigepflichtige Tierseuche „Infektiöse Anämie der Einhufer“ festgestellt. Im Rahmen einer Behandlung hatte es von einem Spenderpferd Blutplasma erhalten, in dem zwischenzeitlich Antikörper gegen das Virus nachgewiesen werden konnten.

20 weitere Pferde erhielten ebenfalls Plasma dieses Spenderpferdes. Die Untersuchungen wurden auf diese Tiere und auf Kontakttiere ausgeweitet. Im CVUA-MEL sind bislang vorsorglich 400 Proben auf Antikörper untersucht worden, bei denen bisher in 4 Fällen (alle Pferde waren Plasmaempfänger) Antikörper nachgewiesen werden konnten, was als amtliche Seuchenbestätigung gilt.

In Deutschland ist die Bekämpfung dieser Tierseuche durch Verordnung geregelt. Danach dürfen keine Heilversuche an erkrankten Tieren durchgeführt werden. Ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung, wäre aber auch nicht zulässig. Die Tiere müssen somit eingeschläfert werden. Menschen werden durch das Virus nicht gefährdet.

Infektiöse Anämie ist eine Viruskrankheit, die neben breitgefächerter Symptomatik mit dem Hauptmerkmal der Auszehrung bei infizierten Tieren einhergeht und meist nach anhaltendem Krankheitsverlauf tödlich endet. Unauffällige Krankheitsverläufe sind auch beschrieben. Infizierte Tiere bleiben lebenslang Virusausscheider. Der Erreger, für den nur die Equiden (Pferd, Esel, Maultier, Maulesel, Zebra) empfänglich sind, zirkuliert in den Körperflüssigkeiten und wird mit ihnen ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt natürlicherweise über Insekten, wobei Bremsen eine besondere Rolle zugeschrieben wird. Mit Blut(ungen) einhergehende Behandlungen (Chirurgie, Zahnschliff, Hufkorrektur usw.) in Verbindung mit mangelnder hygienischer Sorgfalt kommen für eine Übertragung ebenfalls in Frage. Im Fall einer erfolgten Blut-/Plasmaspende von einem infizierten Tier, wie beim derzeitigen Ausbruchsgeschehen, ist demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer angehenden Infektion auszugehen.

Hygienetechnische Vorbeugemaßnahmen wie Desinfektion von Instrumentarium und Werkzeug, keine Verwendung von Pflegegerätschaften und Sattelzeug bei mehreren Pferden reduziert das Risiko einer Erregerübertragung innerhalb eines Reitstalls.

Der im CVUA-MEL – amtliche Untersuchungsstellte für Equine Infektiöse Anämie in NRW – zum Einsatz kommende Antikörpertest ist eine zugelassene und sichere Methode, um infizierte Pferde auch ohne ausgeprägte klinische Erscheinungen zu erkennen. Auch private Einsendungen werden im CVUA-MEL untersucht. Die Untersuchungskosten pro Tier belaufen sich auf 26,00 €. Geeignetes Untersuchungsmaterial ist Serum oder geronnenes Vollblut. Testdauer mindestens 48 Stunden.