Im Juli wurde im CVUA-MEL bei einer Breitflügelfledermaus aus dem Kreis Borken Tollwut nachgewiesen.
Das Tier wurde schwer erkrankt aufgefunden und zeigte als Symptome Krämpfe und die Unfähigkeit zu schlucken. Es verendete schließlich. Da es leider zu einem Bisskontakt mit einem Menschen gekommen war, wurde das Tier zur Untersuchung auf die Krankheitsursache und den Ausschluss von Tollwut bei uns abgegeben. Nach einigen Stunden stand das Ergebnis fest, die Fledermaus war an der Europäischen Fledermaus Tollwut erkrankt.
Der positive Nachweis gelang sowohl molekularbiologisch mittels Real-Time PCR (Nachweis der Virus Erbsubstanz) als auch mit der direkten Immunfluoreszenz , bei der Virus-Antigen direkt in einem Ausstrich von Hirnmaterial mit Hilfe eines fluoreszierenden Tollwut-Antikörpers sichtbar gemacht wird.
Die Probe wurde an das veterinärmedizinische Referenzlabor, das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems, weitergeleitet. Dort wurde das Virus als EBLV-1 spezifiziert (European Bat Lyssa Virus-1 = Europäisches Fledermaus Tollwutvirus Typ 1).
Bei der Europäischen Fledermaus Tollwut handelt es sich nicht um die klassische Tollwut, wie sie vielen von Hunden und Füchsen bekannt ist, sondern um ein eigenständiges Infektionsgeschehen. Aber wie die Klassische Tollwut besitzt auch die Europäische Fledermaus Tollwut den Charakter einer Zoonose. Das heißt, es handelt sich um eine Erkrankung, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Im Falle von Tollwut verläuft diese Virusinfektion stets tödlich. Allerdings schützen Impfstoffe und Hyperimmunseren, die gegen klassische Tollwut gerichtet sind, auch vor der Fledermaus Tollwut.
Was tun, wenn ich eine verletzte oder flugunfähige Fledermaus finde?
In unserem Haus war dies, nach jeweils einem Fall in 2010 und 2011, der dritte Nachweis für das Vorliegen einer Tollwutinfektion bei einer Fledermaus. Die Tollwut ist bei den Fledermäusen in Deutschland endemisch, d.h. sie tritt örtlich begrenzt, zeitlich gesehen aber immer wieder auf. Somit ist auch im Münsterland damit zu rechnen, dass es immer wieder Tollwutnachweise bei Fledermäusen geben wird, daher sollte man im Umgang mit Fledermäusen stets die gebotene Vorsicht walten lassen.
Personen, die regelmäßig Kontakt zu Fledermäusen haben, sollten geimpft sein. Aber was tue ich als ungeimpfter Normalbürger? Vorweg der Hinweis, dass gesunde Fledermäuse fliegen bzw. sich in ihren Schlafquartieren aufhalten. Liegt einer Fledermaus flugunfähig auf dem Boden, ist davon auszugehen, dass das Tier verletzt oder erkrankt ist (Ausnahme: im Juni fallen noch flugunfähige Jungtiere manchmal aus ihrem Quartier, z.b. Giebel oder Dachböden). Für verletzte oder erkrankte Fledermäuse gibt es natürlich auch andere Gründe, Flugunfähigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Tollwut. Typische Symptome für Tollwut können sich bei den eigentlich nachtaktiven Tieren im Attackieren nahegelegener Gegenstände, Orientierungsschwierigkeiten, Schluckbeschwerden, Lähmungserscheinungen usw. zeigen.
Generell sollten aufgefundene Fledermäuse nicht mit bloßer Hand angefasst werden, da die Tiere mit den nadelspitzen Zähnen ihres Insektenfressergebisses empfindlich tief beißen können. Sorgen Sie für einen Beißschutz der Hände und Unterarme. Verwenden Sie dicke Handschuhe, um das Tier evtl. in einen Karton mit kleinen Luftlöchern zu befördern. Verständigen Sie vorzugsweise das Veterinäramt oder eine(n) Fledermaus-beauftragte(n), damit das Tier artgemäß versorgt und gegebenenfalls untersucht werden kann.
Sollten Sie trotz aller Vorsichtsmaßnahmen beim Hantieren mit einer Fledermaus von dem Tier verletzt werden, begeben Sie sich vorsorglich in ärztliche Behandlung, allein schon wegen einer ordnungsgemäßen Wundversorgung.
Grundsätzlich geht von Fledermäusen keine erhöhte Gefahr aus. Fledermäuse zählen zu den streng geschützten Tieren, die auch nicht zur Prävention oder diagnostischen Untersuchung auf Tollwut getötet werden dürfen. Wichtig zu wissen ist, wie man mit diesen Wildtieren im Fall der Fälle gefahrlos umzugehen hat.