Am 15.07.2024 besuchte uns Landrat Christian Schulze Pellengahr mit einer Delegation des Kreises Coesfeld. Unter den Besuchern befand sich auch Herr Ulrich Helmich als Verwaltungsratsmitglied des CVUA-MEL.

Einen Überblick über die äußerst vielfältigen und sehr spannenden Aufgaben des Fachbereiches Tiergesundheit erhielten die Besucher bei ihrer ersten Station. Mit Blick auf die Sektionshalle - aus der sicheren Entfernung und somit vor Infektionserregern geschützt – wurden die Aufgaben des Fachbereiches erläutert. Bei allen Arbeitsgebieten – von der Pathologie und Histologie, Parasitologie, Bakteriologie und Mykologie, Serologie, bis zur Virologie und Molekularbiologie – steht dabei die Diagnostik von Tierseuchen – und Tierkrankheitserregern im Vordergrund. Den Besuchern wurden die unterschiedlichen Herausforderungen nähergebracht, die die Untersuchung von Sektionstieren, Einzel- und Massenproben und von unterschiedlichen Tierarten mit sich bringen. Betont wurde darüber hinaus die Wichtigkeit einer niederschwelligen Untersuchungsmöglichkeit insbesondere für Proben und Tierkörper aus dem landwirtschaftlichen Bereich, besonders in Hinblick auf Tierseuchen. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf das derzeitige Tierseuchengeschehen mit Nachweisen der Afrikanischen Schweinepest in Hessen und in Rheinland-Pfalz gerichtet, aber auch auf das aktuelle Infektionsgeschehen in unserem Regierungsbezirk – mit dem Bovinen Herpesvirus Typ 1 bei Rindern und dem Virus der Blauzungenkrankheit bei Wiederkäuern.

An der zweiten Station (Fachbereich 4 - Spezielle Analytik, Kontaminanten und Rückstände) wurde zunächst die Aufarbeitung und Messung der Dioxine/PCB vorgestellt. Dioxine und PCB müssen aufgrund niedriger Höchstgehalte in sehr geringen Konzentrationen analysiert werden. Um die geforderte Empfindlichkeit zu erreichen, wird im ersten Schritt das Fett, welches die Dioxine/PCB enthält, aus den Lebensmitteln bzw. Futtermitteln extrahiert und anschließend das in der Analytik störende Fett zerstört, während die Dioxine/PCB unversehrt bleiben. Über weitere Aufreinigungsschritte erhält man ein hochreines Konzentrat, welches mit einem Gaschromatographen und hochauflösendem Massenspektrometer analysiert wird. Die Ergebnisse dienen dazu, die Hintergrundbelastung zu bestimmen und Lebensmittel mit erhöhten Gehalten aus dem Nahrungsmittelkreislauf zu entfernen, um so die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
Weiterhin wurde den Besuchern im Fachbereich 4 vorgestellt, weshalb wir hanfhaltige Produkte untersuchen. Hanf bzw. Cannabis kann große Mengen psychoaktives THC enthalten. Es handelt sich um einen Suchtstoff, der insbesondere in den Drüsenhaaren der Blüten und Blättern vorkommt, sodass deren kommerzielle Verwendung in Lebensmitteln verboten ist. Samen enthalten hingegen kein THC und sind als Lebensmittel zugelassen. Sie können jedoch mit dem THC anderer Pflanzenteile kontaminiert sein. Insofern untersucht das CVUA-MEL die Einhaltung der THC-Höchstgehalte in Hanfsaat und Hanföl. Es wurde auch die Bedeutung von nicht psychoaktivem CBD in Nahrungsergänzungsmitteln sowie die Abgrenzung zu Betäubungs- und Arzneimitteln erläutert. Für Betäubungs- und Arzneimittel sind wir nicht zuständig, sodass bisher auffällige Proben der Arzneimittelprüfstelle oder Kriminalpolizei übergeben wurden. Cannabis ist jedoch aus dem Betäubungsmittelgesetz gestrichen worden. Im Anschluss wurden THC- und CBD-haltige Produkte vorgestellt, wie z.B. Schokolade, Kekse, Kaugummis, Aromaöle, Raumluftverbesserer und die Analytik kurz erläutert.

An der dritten Station des Rundganges (Fachbereich 3 – Lebensmittel) erläuterte Frau Dr. Brünen-Nieweler den Gästen die Aufgaben der Lebensmittel-Molekularbiologie. Eine zentrale und hier in vielen Variationen angewendete Methodik ist die seit Ausbruch der Corona-Pandemie allgemein bekannte PCR. Durch ihren Einsatz werden beispielsweise pathogene Mikroorganismen in Lebensmitteln oder eben Viren in Humanproben sehr schnell und sicher nachgewiesen. Auch die Untersuchung von Lebensmitteln auf Allergene und gentechnische Veränderungen werden PCR-basiert durchgeführt und auf diese Weise überprüft, ob die Lebensmittel sicher und korrekt gekennzeichnet sind. Zur Identifizierung von Tierarten in Lebensmitteln wird eine noch leistungsfähigere moderne Sequenziertechnologie eingesetzt. Hiermit werden Proben unterschiedlichster Zusammensetzung in einem nicht zielgerichteten Untersuchungsgang gleichzeitig auf Säugetier- und Geflügelarten untersucht. Ob Pferdefleisch in der Lasagne oder neue zurzeit noch unentdeckte Verfälschungen – durch den Einsatz dieser Technologie sind jegliche nicht oder falsch deklarierte Tierarten immer im Fokus und die Verbraucher sehr gut vor Irreführung und Täuschung geschützt.

An der vierten und finalen Station des Rundgangs wurde der Besuchergruppe der Nationale Rückstandskontrollplan (NRKP) vorgestellt, ein europäisches Überwachungsprogramm, mit dem Nutztiere auf Rückstände von Tierarzneimitteln und illegalen Masthilfsmitteln untersucht werden.
Die oftmals vorherrschende Verbrauchermeinung, dass in Fleisch große Mengen Antibiotika zu finden seien, konnte eindrucksvoll widerlegt werden. So wurden im vergangenen Jahr bundesweit beispielsweise 19.485 Schweine im Rahmen des NRKP untersucht, jedoch musste in lediglich sechs Fällen eine Beanstandung wegen Höchstmengenüberschreitung ausgesprochen werden. Bei der Suche nach Rückständen von Tierarzneimitteln, Hormonen und illegalen Masthilfsmitteln bedient sich das Untersuchungsamt einer sehr empfindlichen Technik, die vergleichbar der Suche nach einem kleinen Stecknadelkopf auf einem Fußballfeld in der Lage ist, Spuren von Rückständen aufzudecken. Dank einer intensiven Überwachung, die routinemäßig mehr als 100 verschiedene Substanzen umfasst, und vielfältiger Bemühungen aller Beteiligten, den Antibiotikaeinsatz in der Tiermast zu reduzieren, sind nur sehr selten „schwarze Schafe“ ausfindig zu machen.

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