Am 24.02.2023 besuchten die Landtagsabgeordneten Norwich Rüße (Stellvertr. Fraktionsvorsitzender sowie Sprecher für Landwirtschaft, Tierschutz und Verbraucherschutz) und Dr. Robin Korte (Sprecher für Kommunalpolitik) von Bündnis 90/Die Grünen das CVUA-MEL. Begleitet wurden die beiden von Herrn Fehr (Mitarbeiter von Herrn Rüße) sowie Herrn Patrick Motté (wissenschaftlicher Mitarbeiter für Land- und Waldwirtschaft, Tier- und Verbraucherschutz).

Während eines gemeinsamen Rundganges konnten die Mitarbeitenden den Gästen einen Teil der facettenreichen, spannenden und innovativen Tätigkeiten des Untersuchungsamtes eindrucksvoll präsentieren.

Zur Freude aller beteiligten Mitarbeitenden entwickelten sich vor Ort in den Laboren lebhafte Diskussionen „rund um“ die Themen Verbraucherschutz und Tiergesundheit. 


Auf ihrer ersten Station erhielten die Besucher einen Einblick in die Arbeit des Fachbereiches 2 - Tiergesundheit. Mit Blick auf die Sektionshalle aus „Besucherentfernung“ wurden von Frau Dr. Stermann die Hauptaufgaben des Fachbereiches – die Diagnostik von Tierseuchen- und Tierkrankheitserregern, aber auch die Bearbeitung von tierschutzrelevanten Fällen erläutert. Egal, ob bei der Untersuchung von Einzeltieren oder Massenproben, z.B. bei Zwergmäusen, Nashorn, Schwein oder bei anderen Tierarten, bis zur Befunderstellung arbeiten die einzelnen Arbeitsgebiete Pathologie und Histologie, Bakteriologie und Mykologie, Serologie und die Virologie eng verzahnt miteinander. Die Wichtigkeit einer guten und nahen Erreichbarkeit des CVUA-MEL für Einsender des Regierungsbezirkes Münster, wie z. B. Landwirte, Tierärzte oder Veterinärämter wurde betont, da nur so eine schnelle und qualitativ hochwertige Untersuchung inklusive Befunderstellung möglich ist. Ein besonderes Augenmerk wurde auf zoonotische Erreger gerichtet: Dabei handelt es sich um Erreger, die von Tier zu Mensch und/oder von Mensch zu Tier übertragbar sind. Nicht zuletzt nach den Erfahrungen der SARS-CoV-2-Pandemie spielt der One-Health-Gedanke (also das Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verknüpft ist) eine zentrale Rolle – auch für zukünftige Aufgaben/Untersuchungen.

Anschließend besuchte die Delegation ein Labor des Fachbereiches 5 – NRKP, Bedarfsgegenstände, in dem Proben von lebenden und geschlachteten Tieren sowie deren Erzeugnisse auf Rückstände von Tierarzneimitteln und verbotenen Stoffen untersucht werden. In diesem Zusammenhang erinnerte Frau Dr. Schmissas an den durch das illegale Masthilfsmittel Clenbuterol hervorgerufenen Kälbermastskandal der späten 90er Jahre genauso, wie an die verbotene bzw. missbräuchliche Anwendung der Antibiotika Chloramphenicol und Tetracyclin. Für die Untersuchung der jährlich ca. 6.000 Proben hinsichtlich Einhaltung von Höchstmengen und Verwendungsverboten kommt neben der High-Tech-Analytik des CVUA-MEL auch ein mikrobiologisches Screening-Verfahren, der sog. Dreiplatten-Hemmstofftest zum Einsatz, mit dem schnell und einfach mehr als 40.000 weite-re Proben pro Jahr auf Rückstände von Antibiotika vorselektiert werden, wie Frau Dr. Jürgens berichtete.

Anhand einer graphischen Darstellung stellte Herr Lüdemann schließlich den stetigen Rückgang bei der Zahl der untersuchten Proben mit auffälligem Befund der vergangenen Jahre dar, sodass die Besucher mit einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft -zumindest was die Belastung tierischer Lebensmittel mit Rückständen von Tierarzneimitteln betrifft - zur nächsten Station aufbrechen konnten.

Die dritte Station führte die Delegation zum Dioxin-Labor des Fachbereiches 4 – Spezielle Analytik, Kontaminanten und Rückstände. Dort wurde von Herrn Dr. Bernsmann ein auffälliger Befund Polychlorierter Biphenyle (PCB) in Hühnereiern präsentiert, der auch schon in dem Internet-Artikel „Kleine Splitter große Wirkung“ (CVUA-MEL - Kleine Splitter große Wirkung) vorgestellt wurde.
Das Dioxinlabor des CVUA-MEL ist das einzige Labor in NRW, welches Dioxine und PCB in Lebensmitteln und Futtermitteln im amtlichen Auftrag untersucht. So-wohl national als auch international genießt es großes Ansehen. Dank der Expertise dieses äußerst leistungsfähigen Labors gelang es, die Aufarbeitung der Dioxine und PCB zu automatisieren, sodass das Labor heute für eine Proben-Aufarbeitung inklusive Ergebnismitteilung lediglich zwei Tage benötigt, was früher bis zu einer Woche dauerte.
Die Besucher zeigten sich beeindruckt von den hochauflösenden Massenspektrometern, die Messungen im ppt- (parts per trillion) Bereich ermöglichen, was bildlich ausgedrückt bedeutet, dass man in der Lage ist, die Konzentration von einem Kilogramm Zucker, gelöst im Bodensee, exakt zu bestimmen. Dioxine und PCB sind ubiquitär verbreitete Substanzen. Die Analyse in Lebens- und Futtermitteln ist wichtig, um die generelle Belastung des Menschen durch diese Substanzen zu ermitteln und potentielle Eintragsquellen zu identifizieren und möglichst auch zu eliminieren – hier ist bisweilen akribische Detektivarbeit vonnöten.

Bei der finalen Station des Rundganges - Lebensmittel-Molekularbiologie (Fachbereich 3 - Lebensmittel) - erläuterte Frau Dr. Bartsch den Gästen das Prinzip des Next Generation Sequencing (NGS). Diese moderne Technologie zur DNA-Sequenzierung wird seit 2022 routinemäßig im CVUA-MEL zur Identifizierung von Tierarten in Lebensmitteln und Futtermitteln eingesetzt. Mit Hilfe eines spezifischen DNA-Barcodes können Proben unterschiedlichster Zusammensetzung in einem nicht zielgerichteten Untersuchungsgang gleichzeitig auf Säugetier- und Geflügel-arten untersucht und damit ihre Zusammensetzung überprüft werden. Auch nicht erwartete Tierarten werden in den Proben automatisch miterfasst und gleichzeitig die relativen DNA-Anteile für die in den Proben vorhandenen Tierarten bestimmt. Ob Pferdefleisch in der Lasagne oder neue zurzeit noch unentdeckte Verfälschungen – durch den Einsatz der neuen Technologie sind jegliche nicht oder falsch de-klarierte Tierarten nun immer im Fokus und die Verbraucher noch besser vor Irreführung und Täuschung geschützt.

Abschließend wurden während eines gemeinsamen Imbisses die Themen sowie Diskussionspunkte des Laborrundganges noch einmal aufgegriffen und intensiviert. Die Delegation betonte abschließend, wie wichtig die Aufgaben des CVUA-MEL für das Land NRW - und damit verbunden für die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger - seien und vor allem, dass sie ausnahmslos auf hochmotivierte und fachlich äußerst kompetente Mitarbeitende gestoßen seien, die mit großer Freude und Engagement ihrer Arbeit nachgehen.

Wir haben uns sehr über den Besuch der „Abordnung“ aus dem Landtag gefreut und können stolz sein über die große Würdigung unseres Einsatzes für den Verbraucherschutz und der Tiergesundheit!