Heute geht es mal wieder um Dioxine und PCB. Beides sind Oberbegriffe: Dioxine stehen als Sammelbegriff für die Gruppe der polychlorierten Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und der polychlorirten Dibenzofurane (PCDF). Nur die Kongenere (so nennt man die Einzelsubstanzen mit unterschiedlichem Chlorierungsgrad), die in den 2,3,7 und 8-Positionen mit Chloratomen besetzt sind, reichern sich in der Nahrungskette an und besitzen daher ein toxisches Potenzial. Von den 210 Dioxin-Kongeneren sind daher nur 17 relevant und diese 17 werden aus diesem Grund in den Proben analysiert. PCB ist das Akronym für Polychlorierten Biphenyle. In Abhängigkeit von der Anzahl an Chloratomen und ihrer Stellung am Ringsystem kann man 209 verschiedene Verbindungen unterscheiden. Aufgrund ihrer toxikologischen Eigenschaften können PCB in zwei Gruppen unterteilt werden. Eine Gruppe besteht aus 12 non-ortho und mono-ortho substituierten PCB mit mindestens vier Chloratomen, bei denen die ortho-Positionen 2 und 2’, sowie 6 und 6’ am Grundgerüst mit keinem oder lediglich einem Chloratom substituiert sind. Diese werden als „dioxin-ähnliche PCB (dl-PCB)“ bezeichnet. Diejenigen Kongenere, die in den ortho-Positionen 2 und 2’ sowie 6 und 6’ mindestens zwei Chloratome aufweisen, werden als „nicht dioxin-ähnliche PCB (ndl-PCB)“ bezeichnet. PCB und Dioxine kommen häufig vergesellschaftet vor, daher werden bei einer PCB Belastung auch immer Dioxine gefunden.

Während sich die Presse und auch die Verbraucherorganisationen sich diesem Thema nur annehmen, wenn sich ein Dioxinskandal anbahnt, ist es unsere Aufgabe sich mit diesem Thema und der Analyse in Lebensmittel und Futtermittel regelmäßig zu beschäftigen. Dabei versuchen wir nicht nur die kontaminierten Lebensmittel bzw. Futtermittel zu finden und vom Markt zu nehmen, sondern unser Bestreben gilt auch immer die Kontaminationsquelle zu finden und nach Möglichkeit zu beseitigen.
 
So auch in diesem Fall: Eine Eiprobe wurde im Rahmen einer Routineuntersuchung zur Analyse auf Dioxine/PCB eingesandt. Wie üblich wurden Dioxine, dl-PCB und ndl-PCB in der Probe gefunden, da diese Substanzen ubiquitär vorkommen und sich anreichern. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob die Probe konventionell oder ökologisch erzeugt wurde. Bei der in Rede stehenden Probe waren weder die Höchstgehalte noch die Auslösewerte für die Dioxine und dl-PCB überschritten. Der Gehalt für die Summe der ndl-PCB war mit 25 ng/g Fett aber außergewöhnlich hoch, aber noch weit unter dem Höchstgehalt für die Summe der ndl-PCB von 40 ng/g Fett. Nichts desto trotz haben wir den Kreis angeschrieben und Ihm mitgeteilt, dass in dem Gehege der Legehennen der betreffenden Eier aus unserer Sicht eine PCB Quelle existieren muss. Aufgrund unseres Hinweises veranlasste die zuständige Kreisordnungsbehörde eine entsprechende amtliche Probennahme beim Landwirt und zog verschiedene Proben wie Futtermittel-, Einstreu- oder Grasproben. Die Analyse ergab jedoch keine weiteren Auffälligkeiten. Im weiteren Gesprächen wurde mitgeteilt, dass es sich um ein neues hochmodernes, sehr sauberes Hühnermobil als Stall handelte. Bei der Auslauffläche wird für Unterschlupf gesorgt, da es keinen natürlichen Bewuchs gibt. Die Grasnarbe war nicht mehr vorhanden.

Bei dem Unterschlupf wurden wir hellhörig. Um was für einen Unterschlupf es sich handelte ist jeweils rechts und links auf dem Foto zu erkennen. Es handelte sich um zwei Anhänger, die als Unterschlupf vor der Sonneneinstrahlung und vor Greifvögeln verwendet wurden.

Die Hänger verloren zwar kein Öl aber der Anstrich war in die Jahre gekommen. Eine Probe der Splitter wurde im Rahmen der Kontaminationsquellenermittlung im Labor untersucht.

Diese Farbsplitter enthielten an der Summe der ndl-PCB 200000 ng/g also 0,2 mg/g. Ein Kongenerenvergleich bestätigte den Verdacht, dass die kleinen Farbsplitter, die von den Anhängern abblättern die Konataminationsquelle für die ndl-PCB Belastung der Hühnereier waren. Eine Aufnahmemenge von 0,0001 g reicht aus um ein Ei mit 25 ng/g Fett zu kontaminieren.

Dieser Fall bestätigte mal wieder, dass Dioxine und PCB ubiquitär vorkommen und nicht immer direkt ersichtlich ist, woher eine Kontamination kommen kann. Der Fall, dass das Futtermittel die Kontaminationsquelle ist, ist ehr selten geworden. Häufig sind es der Boden oder andere Materialien, die in den Stall eingebracht werden. Die Quellensuche wird daher immer aufwendiger und ist fester Bestandteil unserer Arbeit um die Lebensmittel, die in Verkehr gebracht werden, sicherer zu machen.