Das CVUA-MEL durfte im Januar den Landrat des Kreises Warendorf Dr. Gericke in Begleitung der Ordnungsdezernentin Petra Schreier begrüßen.

Nach einem kurzen Kennenlernen bei einer Tasse Kaffee begleiteten der Vorstandsvorsitzende Dr. Stahl und der stellv. Vorsitzende Herr Allmann die Gäste zu ihrem Rundgang durch die Fachbereiche 2 bis 5.

Die Gäste zeigten sich sehr interessiert an dem Arbeitsumfeld des Fachbereichs 2, dessen Schwerpunkte im Bereich Tiergesundheit, Tierwohl liegen, unter dem Begriff „One Health“ zusammengefasst werden können und letztendlich dem Verbraucherschutz dienen.

Wie mit angeliefertem Untersuchungsmaterial umgegangen wird, konnte beispielhaft und real an einem verendeten landwirtschaftlichen Nutztier demonstriert werden. Ein Tierbesitzer hatte eine Kuh routinemäßig zur Feststellung der Krankheits- bzw. Todesursache in der Pathologie des CVUA-MEL angeliefert.

Aufmerksam verfolgten Herr Dr. Gericke und Frau Schreier weitere Erläuterungen zu Tierschutzfällen, Untersuchungen an Haus-, Heim-, Zoo- und Wildtieren sowie den umfangreichen staatlichen Monitoringprogrammen zur Tierseuchenbekämpfung und –überwachung. Insbesondere wurden Gedanken zur Afrikanischen Schweinpest ausgetauscht, die bei Ausbruch den durch einen hohen Schweinebestand geprägten Regierungsbezirk Münster und somit auch den Kreis Warendorf vor große Herausforderungen stellt.

Im Fachbereich 3 „Lebensmittel tierischer Herkunft“ erhielten Dr. Gericke und Frau Schreier einen verbrauchernahen Einblick in die Untersuchungen zum gesundheitlichen Verbraucherschutz und zum Täuschungsschutz. So beeindruckte die Vielfalt der mikrobiologisch untersuchten Matrices wie tierische und pflanzliche Lebensmittel, Bedarfsgegenstände und Spielzeug. Die Möglichkeit, Listeria monocytogenes („Listerien“) einmal „live“ auf Kulturmedien zu betrachten, ergänzt um praktische Tipps zum Gesundheitsschutz, rundeten das Thema für die faszinierten Besucher ab.

Der Schutz des Verbrauchers vor Täuschung (Food Fraud) stand anschließend bei der Möglichkeit, zwischen teurer Bio-Milch und der preiswerteren konventionell erzeugten Milch mittels Stabilisotopen-Technik unterscheiden zu können, im Vordergrund. Weitere Themen waren die Zusammensetzung von traditionell hergestelltem Kochschinken und der Abgrenzung zu billigeren Formfleischerzeugnissen sowie die Tierartbestimmung in Lebensmitteln tierischer Herkunft mittels immunologischer und molekularbiologischer Verfahren. Abschließend wurden Dr. Gericke und Frau Schreier die Untersuchungen auf das Vorhandensein von Allergenen und der Unterschied zwischen einer „echten“ Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit und deren Folgen erläutert.

Der Fachbereich 4 „Spezielle Lebensmittel“ präsentierte aufgrund des anhaltenden Hypes Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel, die Hanf(produkte) als „Zutat“ enthalten. Die Zahl an Lebensmitteln, bei denen Hanf als Zutat verwendet wird, nimmt stetig zu. Werbetechnisch genutzt wird bei der Vermarktung dieser Lebensmittel häufig das „anrüchige“ Image des Verbotenen bzw. der berauschenden Wirkung, die mit Hanf in Verbindung gebracht wird. Hanfsamen und daraus hergestellte Hanföle, die auch selbst als Lebensmittel vermarktet werden, machen als Zutat eingesetzt den weitaus größten Anteil bei den hanfhaltigen Lebensmitteln aus. Dabei enthalten Hanfsamen und Hanföl aber von Natur aus gar keine oder erntetechnisch bedingt nur äußerst geringe Gehalte an berauschenden Stoffen, von denen Tetrahydrocannabinol (THC) das bekannteste ist.

Da Herr Landrat Dr. Gericke im Kreis Warendorf auch als Dienstherr der Polizei fungiert, fand eine interessante (allerdings stets mit einem Schmunzeln begleitete) Diskussion statt, ob Verkehrsteilnehmer nach reichhaltigem Verzehr von hanfhaltigen Lebensmitteln noch in der Lage sind, ein Kfz sicher zu führen. Die Fachbereichsleitung 4 führte schließlich dazu aus:

„Zwar mögen Produkte wie Bratwürstchen mit 2 % Hanföl auch im Sommer 2020 das „High-Light“ auf dem Grill sein, eine berauschende Wirkung können aber allenfalls die begleitenden Getränke hervorrufen.“

Im Fachbereich 5 „Alkoholhaltige Getränke, Bedarfsgegenstände“ wurden Dr. Gericke und Frau Schreier eindrucksvoll dargelegt, wie das CVUA-MEL als eines der in der EU führenden amtlichen Laboratorien auf dem Gebiet der Mineralölanalytik unlängst wesentlich zur Aufklärung des jüngsten Lebensmittel-„Skandals“, Mineralöl in Babynahrung, beigetragen hat.

Dass auch Spielzeug mit gesundheitlichen Gefahren behaftet sein kann, wurde am Beispiel „abgeknabberter“ Buntstifte geschildert, die in ihrem Lack hohe Bleikonzentrationen aufwiesen. Die Bleimenge, die nicht nur Kinder durch Knabbern an den Stiften täglich aufnehmen, überschritt den zulässigen Grenzwert um das Sechzigfache. Da dies zu einer Erhöhung der Bleikonzentration im Blut führen kann, wurde das Produkt umgehend vom Markt genommen und EU-weit vor den Buntstiften gewarnt.

Irreführung und Täuschung war – wie im Fachbereich 3 – auch der Fall bei sogenannter Bambusware. Bei diesen Produkten handelt es sich nämlich häufig entgegen der Aufmachung und Auslobung nicht um Naturprodukte, sondern um Kunststoffartikel mit einem Melamin-Formaldehyd-Harz als formgebenden Bestandteil. Anhand von Beispielen wurde den Besuchern gezeigt, worauf sie beim Kauf derartiger Produkte achten sollten.

Eine Steigerung von Irreführung und Täuschung stellt der Lebensmittelbetrug dar, weshalb abschließend der analytische Nachweis eines „gepanschten“ Whiskys vorgestellt wurde. Dr. Gericke präsentierte sich bei der lebhaften Diskussion zur Überraschung und Freude aller Beteiligten als ausgesprochener Whisky-Kenner. Lebensmittelbetrug zur Gewinnmaximierung ist ein altes, immer wiederkehrendes Phänomen, dem immer wieder verstärkte, öffentliche Aufmerksamkeit gewidmet wird. In dem ausgewählten Fallbeispiel zeigte die gaschromatographische Untersuchung Whisky-typischer Inhaltsstoffe, dass eine Mischung aus einem Teil Whisky mit vier Teilen deutlich preisgünstigerem Neutral-Alkohol vorlag. Dieser „Original schottische Whisky“ beschäftigte anschließend auch die Staatsanwaltschaft.

Um das Gesehene und Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen, wurde während eines Mittagsimbisses weiter lebhaft diskutiert. Landrat Dr. Gericke und Frau Schreier betonten, dass der Besuch des CVUA-MEL ein für sie spannender Vormittag mit sehr interessanten Einblicken in die Arbeit des Untersuchungsamtes war. Er führte weiterhin aus, dass die Vielfältigkeit aber auch die Komplexität der Untersuchungen beeindruckend sei und bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich für die Einblicke in die hervorragende Arbeit für den gelebten Verbraucherschutz.


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